Stunden des Gluecks by Willett Marcia

Stunden des Gluecks by Willett Marcia

Autor:Willett, Marcia [Willett, Marcia]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-25T16:00:00+00:00


23

Draußen auf dem Hügel stand Jolyon ganz still da und hob den Kopf dem Südweststurm entgegen, der über ihm tobte. Er konnte tief unter sich das Wasser aufblitzen sehen, das schnell dahinströmte. Bleiche Sonnenstrahlen, die zwischen den schweren Wolken hervorbrachen, tanzten auf der Wasseroberfläche. Neben ihm erforschte Rex die Umgebung; er genoss es, einmal aus dem Garten herauszukommen, auf den er sich normalerweise wegen seines Alters und seiner steifen Gelenke beschränken musste. Jolyon versuchte nicht, ihn zur Eile anzutreiben, und verweilte ein paar Minuten, um an die Hunde zu denken, die hier an der Mauer begraben lagen, sodass Rex reichlich Zeit zum Schnuppern hatte, die Ohren aufgestellt und mit sanft wedelndem Schwanz, während er sich an andere Tage und andere Spaziergänge erinnerte.

Die Zwillinge waren bereits weit vorgelaufen. Sie konnten The Keep und die dazugehörigen Ländereien genießen, ohne von den Gedanken und Erinnerungen belastet zu sein, die Jolyon auf Schritt und Tritt begleiteten. Im Haus lebten die Geister vergangener Chadwicks und ihrer Gefährten, deren Geschichte mit seiner eigenen eng verknüpft war. Aber obwohl die Zwillinge die Geschichten genauso gut kannten wie er selbst, gehörten sie für Jamie und Bess einfach in die Vergangenheit und hatten mit ihrem eigenen, prallgefüllten Leben kaum etwas zu tun. Sie verbrachten einen Großteil ihrer Ferien im Krankenhaus bei ihrem Vater, für den sie nur Lob und Bewunderung hatten, und zeigten zwischen den Besuchen eine ungeheure Lebendigkeit und übersprudelnd gute Laune. Als er sie nun beobachtete, verspürte Jolyon einen Stich des Neids. Es musste wunderbar sein, einen Zwilling zu haben, einen Freund, der stets zur Stelle war, der die Vergangenheit mit einem teilte und bei dem man vollkommen unbefangen sein konnte. Es war nicht dasselbe wie die üblichen Geschwisterbeziehungen, obwohl er selbst nicht recht sagen konnte, warum. Vielleicht war des Rätsels Lösung dasselbe Alter; keiner der Zwillinge konnte sozusagen auf einen höheren Rang pochen.

Jetzt liefen sie den Hügel hinunter, übertönten den Wind, um einander etwas zuzurufen, und kosteten die Wildheit des Nachmittags aus. Gerade nahm Bess Anlauf und sprang auf Jamies Rücken, die Arme im Würgegriff um seinen Hals geschlungen, während er unter ihrem unerwarteten Gewicht beinahe einknickte. Statt sie jedoch abzuschütteln, griff er nach ihren Beinen und begann, mit ihr zu laufen. Zusammen rannten und sprangen sie die schmalen Viehwege hinunter, und das in einem solchen Tempo, dass Jamie eigentlich ins Stolpern hätte geraten und sie beide zu Fall bringen müssen. Schließlich erreichten sie das Wäldchen, und Jolyon sah, wie Bess sich auf den Boden gleiten ließ und zum Fluss hinunterging. Jamie krümmte sich kurz, als hätte er Seitenstiche, dann richtete er sich wieder auf und blickte zum Hügel zurück. Jolyon hob den Arm, und Jamie winkte ebenfalls. Sie wussten beide, dass Jolyon auf Rex Rücksicht nehmen und daher langsamer gehen musste.

Rex war bereits ein kleines Stück vorausgelaufen. Er folgte der Fährte eines Kaninchens, und Jolyon ging gemächlich hinter ihm her. Morgen würden sie wieder in der Schule sein, aber er klammerte sich an den Gedanken, dass noch viele Jahre freier Wochenenden und Ferien vor ihm lagen, bis er eines Tages ständig hier leben und nie wieder würde fortgehen müssen.



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